Kintsugi -zwischen den Brüchen

Kintsugi – zwischen den Brüchen

ein Duo Abend mit Saxophon und Sopran


Programm

* Thomas Kessler „Is it?“ (2002)  (Text: John Cage)
* Beat Furrer „in mia vita da vuolp“ (2019)  (Text: Leta Semadeni)
* Toshio Hosokawa „3 Love Songs“ (2005)  (Text: Izumi-Shikibu)
* Georges Aperghis aus „Kintsugi“ (2022) – Saxophon Solo
* Georges Aperghis aus „Récitations“ (1977) – Stimme Solo
* Tamara Friebel  UA mit Elektronik
* Kaoko Amano   Waka-Impro (Text: Izumi-Shikibu)

Aufführende
Kaoko Amano 
Sopran  &   Severin Neubauer  Saxophone

@Maria Frodl

@Lukas Beck

Kunst des Kintsugi als Inspiration

Ein zentrales Leitmotiv des Programms ist die japanische Kunst des Kintsugi – eine
Technik, die zerbrochene Keramik mit Gold repariert und dadurch die Bruchstellen nicht
kaschiert, sondern hervorhebt. Diese Philosophie findet sich auch in den musikalischen
Werken wieder: Sie spielen mit Brüchen, Fragmenten und deren Verbindungen zu einem
neuen, stimmigen Ganzen.

Das Programm verbindet verschiedene musikalische Sprachen zu einem klaren, fokussierten Narrativ. Durch die Verschmelzung von Stimme und Saxophon in Kompositionen von Thomas Kessler, Beat Furrer, Toshio Hosokawa, Georges Aperghis, Tamara Friebel und Improvisationskonzepte von Kaoko Amano wird die Fragilität der Klänge mit präziser Ausdruckskraft vereint.

Georges Aperghis’ „Kintsugi“ (2022) greift dieses Bild direkt auf. Als Saxophon-Solo erforscht es den Kontrast zwischen Zerbrechlichkeit und Widerstandsfähigkeit. Es nimmt musikalisch Bezug auf Aperghis’ früheres Werk „Récitations“ (1977), dessen vokale Komplexität ebenfalls im Programm vertreten ist. Diese Gegenüberstellung von Stimme und Instrument eröffnet neue Perspektiven auf Kommunikation und Ausdruck.

Thomas Kesslers „Is it?“ (2002) für Sopran und Sopran-Saxophon greift die Idee eines Dialogs auf. Sopran und Saxophon verschmelzen klanglich, bleiben aber durch Text und Spieltechniken individuell erfahrbar – eine musikalische Metapher für die Verbindung von Gegensätzen, wie sie auch im Kintsugi zum Ausdruck kommt.

Beat Furrers „in mia vita da vuolp“ (2019) ist inspiriert von den Gedichten Leta Semadenis und erforscht mit erweiterten Saxophontechniken und Sopranstimme die Grenzen des musikalischen Ausdrucks. Die Struktur des Werks – eine Abfolge von Glissandi und Farbverschiebungen – spiegelt wider, indem es auf essenzielle musikalische Elemente reduziert wird.

Toshio Hosokawa komponierte 2005 seinen Zyklus „3 Love Songs“ für Frauenstimme und Altsaxophon, basierend auf Gedichten der berühmten alten japanischen Dichterin Izumi Shikibu (976–1030). Die fragilen Gedichte werden musikalisch in tiefen, lang gezogenen Linien verarbeitet, die durch kleinere Verzierungen ergänzt werden.

Eine Uraufführung von Tamara Friebel, voraussichtlich mit Elektronik, wird die klanglichen und konzeptuellen Grenzen weiter ausloten und das Programm um eine zeitgenössische Perspektive bereichern.
Ebenso bietet Kaoko Amanos Improvisation mit Stimme und Saxophon eine spontane und fragile Annäherung an die Poesie von Izumi-Shikibu.

Es ist ein Bild, das in den musikalischen Werken als Metapher für das Zusammenspiel von
Fragmenten, sowie die Kombination und Zusammenführung scheinbar Gegensätzlichen steht.

Severin Neubauer, geboren 1998 in Wien in eine musikalische Familie, wuchs in einem Umfeld auf, das von Musik geprägt war. Mit 8 Jahren begann er Saxophon zu spielen, zunächst unterrichtet von seinem Vater Stefan Neubauer. Nach ersten musikalischen Erfolgen folgten Studien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie an der Kunstuniversität Graz, wo er bei Prof. Gerald Preinfalk mit Auszeichnung abschloss. Seit 2022 erweitert er seinen musikalischen Horizont mit dem Studium von Jazz und improvisierter Musik an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei Fabian Rucker.
Severin ist ein vielseitiger Musiker, dessen Schaffen sich zwischen klassischer, zeitgenössischer, improvisierter und kammermusikalischer Musik bewegt. Als Solist trat er mit namhaften Orchestern wie dem Sinfonieorchester Wuppertal, dem Kammerorchester Rondo Solisti und weiteren Ensembles auf und arbeitete dabei mit renommierten Dirigenten wie Patrick Hahn zusammen. Kammermusikalisch spielt Severin unter anderem im SPECTRUM Saxophonquartett, mit dem er Stipendiat des NASOM-Programms des österreichischen Außenministeriums ist. Darüber hinaus ist er Mitglied des Ensembles Platypus und tritt regelmäßig mit Formationen wie dem Klangforum Wien und dem Ensemble Wiener Collage auf.
Orchestererfahrung sammelte Severin bei der Wiener Staatsoper, der Philharmonie Salzburg, dem Mozarteumorchester und dem Orchester der Wiener Volksoper. Als Henri Selmer Paris, sowie BG-France Artist repräsentiert er führende Marken der Saxophonszene.